3.2.2 Heuristiken und Biases
Da Menschen nicht voll rational entscheiden und ihre kognitiven Fähigkeiten nicht ausreichen alle Informationen zu verarbeiten oder diese auch nicht zur Verfügung stehen, bedienen sie sich Heuristiken, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Der folgende Abschnitt soll den Begriff klären und Formen, die bei der Wahl der Altersvorsorge auftreten darlegen.
Das Wort Heuristik stammt von dem griechischen Wort heuriskein und bedeutet so viel wie „finden“ und „entdecken“.(http://www.duden.de/rechtschreibung/Heuristik Stand 07.06.2015) Beschrieben wird damit in der Psychologie der Vorgang mit begrenzten Wissen bzw. unvollständigen Informationen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu gelangen. (Gigerenzener, 1999) Es sind verkürzte kognitive Operationen, die zu einer in den meisten Situationen ausreichenden ressourcensparenden Schlußfolgerung führen. Salopp gesagt handelt es sich bei Heuristiken um Daumenregeln oder mentale Abkürzungen, die einen kraftraubende Entscheidungen vereinfachen.
Hier sollen Verfügbarkeits- , Repräsentativitäts- und Verankerungsheuristik kurz umrissen werden.
Verfügbarkeitsheuristik: Informationen, Erfahrungen oder Ereignisse, die leicht verfügbar sind, werden bevorzugt zur Schlussfolgerung herangezogen. Ein Rettungssanitäter, der häufig Zeuge von Verkehrsunfällen ist, wird die Häufigkeit an Verkehrsunfällen zu hoch einschätzen.
Repräsentativitätsheuristik: Einzelne Informationen werden als repräsentativ für eine ganze Klasse von Informationen gesehen, sodass auf dessen Grundlage viele Annahmen getroffen werden. Menschen im Anzug werden beispielsweise als Geschäftsleute und mit einem hohen Gehalt assoziiert.
Verankerungsheuristik: Am Anfang der Entscheidungsfindung wird ein anhand einer Information ein Anker gesetzt. Die darauffolgenden Informationen werden dann in Relation zu dem Anker beurteilt. Ähnlich der Referenzwertmethode der Prospect- Theory. Als Beispiel kann hier der erste Eindruck eines Menschen angeführt werden. (Gigerenzer, 2006)
Heuristiken sind äußerst effizient und stellen ein gutes Werkzeug dar, um unter Unsicherheiten Entscheidungen zu treffen. Sie Erbringen in den meisten Fällen das erwartete Ergebnis und führen daher zu einer befriedigenden Problemlösung. Jedoch kann es bei ihrer Anwendung auch zu systematischen Fehlern im Urteil der Menschen kommen sogenannten Biases kommen, von denen einige auch relevant für die Altersvorsorge sind. (Beck, 2014, S.27)
Der over-confidence Bias kann eintreten, wenn vergangene Entscheidungen positiv ausgefallen sind. Das Individuum kann zu dem Schluss kommen, dass der Prozess der Entscheidungsfindung ideal war und gewinnt an Selbstsicherheit. Hat das Individuum also das Gefühl bisherige Investitionsentscheidungen ideal getroffen zu haben ohne in Wirklichkeit alle Faktoren genau abzuwägen, könnte eine Illusion der Kontrolle eintreten, die besonders bei schwerwiegenden Entscheidungen wie der Altersvorsorge zum Verhängnis werden könnten. (Werner, 2009, S. 26)
Der confirmation bias kann auch mit Bestätigunstendenz übersetzt werden. Er beschreibt die Neigung des Menschen dazu nach Informationen zu suchen, die bisherige Annahmen bestätigen. Quellen von anderen Informationen, nach dem er bisherige Annahmen revidieren müsste werden vermieden. Wer also einmal der Überzeugung ist, dass die Riesterrente eine schlechte Arte sei privat vorzusorgen, wird vornehmlich auch nur Informationen suchen und an sich heranlassen, die das Bestätigen. (Dobelli, 2011)
Neben den Heuristiken und Biases existieren noch weitere Anomalien im menschlichen Verhalten, die bei dem Entscheidungsprozess für eine Altersvorsorge eine Rolle spielen.
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